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Challenges Carving Our Name into Racing History

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1960er Jahre

Yamaha betritt die Weltbühne und will nach oben

Yamaha Motor nimmt 1961 erstmals an der Grand-Prix-Weltmeisterschaft teil. Nach einem Jahr Pause folgt 1963 das Comeback. Die nächsten sieben Jahre fährt das Werksteam in der 125er und 250er Klasse. In dieser Zeit gewinnt Yamaha je fünf Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaften.

Die 1960er Jahre sind das Jahrzehnt, in dem Yamaha tief in die Motorsportkultur vordringt. Yamaha forscht und lernt viel, bildet Crewmitglieder und Ingenieure aus und verfeinert seine Technik. Siege sollen die Tür zur Königsklasse des Motorradsports öffnen. Deshalb stärkt Yamaha allmählich seine GP-Präsenz. Mit dem Weg, den Yamaha damals einschlägt, sind die Fundamente gelegt für den „Spirit of Challenge“ und die Entwicklungsideale, die noch heute unser Tun prägen.

Vom Versuchsfeld zum Grand Prix

  • 1958: Beim achten Catalina GP fährt Fumio Ito auf einer YD Racer (250 cm³) auf Platz 6

  • Fumio Ito auf der YD Racer

  • Fumio Ito mit seiner YD Racer beim Training für den Catalina GP

  • Fumio Ito mit seiner YD Racer beim Training für den Catalina GP

Die Isle of Man lockt mit Attraktionen wie dem weltweit größten Wasserrad nicht nur zahlreiche Touristen an. Die Insel in der Irischen See ist angeblich auch die Vorlage für die Insel Sodor, bekannt aus der beliebten Kinderserie „Thomas, die kleine Lokomotive“. Einmal im Jahr findet auf den öffentlich befahrbaren Straßen der Insel die legendäre Isle of Man Tourist Trophy (TT) statt. In den mehr als 100 Jahren, in denen dieses Rennen schon auf dem Kalender steht, ist die Insel zu einem Sehnsuchtsziel der Motorsportszene geworden.

In den späten 1950er Jahren ist der Stellenwert der TT auch in Japan bekannt. Dennoch wählt Yamaha für den Einstieg in den internationalen Motorsport eine andere Insel: Santa Catalina, ein felsiges Stück Land vor der Küste Kaliforniens. Der Grand Prix, der dort stattfindet, ist kein Rennen der FIM-Straßenweltmeisterschaft. Damals ist Yamaha aber das große Potenzial der Westküste rund um Los Angeles wichtiger. Nach Dafürhalten US-amerikanische Motorradhändler ist die Veranstaltung die wichtigste der Westküste und die, die am stärksten auf den Markt durchschlagen würde. Also meldet Yamaha.

The Catalina Grand Prix held there was not an actual GP event, but at the time, Yamaha was more focused on the major potential of the west coast market around Los Angeles. Upon hearing American motorcycle dealers tout the event as the most influential one on the coast and one that would have the biggest impact on the market, Yamaha decided to enter.

Die 349 Maschinen, die im Mai 1958 am achten Catalina Grand Prix an den Start gehen, sind in sieben Leistungsklassen unterteilt. Yamaha betraut einen japanischen und vier amerikanische Fahrer mit einer abgewandelten Version der beim Asama-Hochlandrennen erfolgreichen YD Racer. Damit die Werksmaschine besser mit der zu zwei Dritteln aus Schotterpiste bestehenden Strecke zurechtkommt, kriegt sie neben einigen anderen Nachbesserungen einen nach oben gezogenen Schalldämpfer verpasst.

Das Rennen ist ein Abnutzungskampf. In der 250-Kubik-Klasse kommen nur elf der 32 gestarteten Maschinen ins Ziel. Der japanische Fahrer Fumio Ito steigt nach einem frühen Sturz als Letztplatzierter wieder auf. Danach gibt er aber richtig Gas und überfährt als Sechster die Ziellinie. Diese beeindruckende Leistung bleibt den Journalisten nicht verborgen. Die Berichterstattung wird zum Sprungbrett für Yamahas Expansion in den US-Markt.

Ein Jahr später (Juni 1959) geht Honda voran und startet als erster japanischer Hersteller bei der Isle of Man TT. (Damals ist die TT Teil der Grand-Prix-WM.) Zum Schluss stehen ein beachtlicher sechster Platz und eine Medaille in der Teamwertung. Beim Catalina GP hatte sich für Yamaha gezeigt, dass Rennveranstaltungen wichtig sind, um in umsatzstarken internationalen Märkten Fuß zu fassen. Zur gleichen Zeit verspüren die Yamaha Pioniere erstmals das Kando* und das erfüllende Gefühl, an einem Rennen teilgenommen und gut abgeschnitten zu haben. Das weckt Lust auf mehr. Ab August 1959 beginnt ein Entwicklungsteam mit dem Bau einer Rennmaschine, die im härtesten aller Wettbewerbe gewinnen kann: der Grand-Prix-WM.

* Kando ist ein japanisches Wort für das gleichzeitige Gefühl von tiefer Befriedigung und intensiver Freude, das wir empfinden, wenn uns etwas von außergewöhnlichem Wert begegnet.

Lektionen aus dem ersten WM-Abenteuer

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Yamaha Werksfahrer 1961 (von links): Fumio Ito, Hideo Oishi, Taneharu Noguchi, Hiroshi Hasegawa, Yoshikazu Sunako

Im Februar 1961 geht Yamaha beim Daytona GP in Florida an den Start. Dieses Rennen gilt damals als Aufwärmveranstaltung für die offizielle GP-Saison. Nachdem die für die GP-Saison vorgesehene RD48 GP nicht rennbereit ist, muss ein Prototyp mit dem Serienmotor der YDS-1 auf die Strecke. Der befördert Yoshikazu Sunako prompt auf Platz 5 und liefert damit den Anstoß, für die Weltmeisterschaft zu melden. Bereits zwei Jahre zuvor war Honda und ein Jahr zuvor Suzuki eingestiegen. Beide hatten aber nur an der Isle of Man TT teilgenommen. Yamaha will mehr und beschließt, bei vier Rennen anzutreten. Als Debütveranstaltung wird der französische GP auserkoren. Fumio Ito fährt auf der RD48 mit ihrer markant großen Frontverkleidung in der Viertelliterklasse auf Rang 8. Teamkollege Taneharu Noguchi wird auf der RA41 ebenfalls Achter – in der Achtelliterklasse. Für beide Platzierungen gibt es zwar keine Punkte, aber dafür entwickelt sich nach der Premiere ein gewisses WM-Fieber.

Nächster Termin ist die Isle of Man TT. Der 60 Kilometer lange, ziemlich hügelige Rundkurs verläuft auf öffentlichen Straßen. Dieser Streckentyp ist für die Yamaha Piloten Neuland. Also wird eine Trainingsmaschine mitgebracht. Doch über Tage behindert dichter Nebel die Sicht so stark, dass die Fahrer kaum dem Streckenverlauf folgen, geschweige denn eine Ideallinie ausprobieren können.

  • 1961: Taneharu Noguchi, startbereit vor der Isle of Man TT

  • Karte des Mountain Course der Isle of Man TT – 60 km pro Runde

  • Teamchef Hitoshi Nagayasu beaufsichtigt gewissenhaft arbeitende Mechaniker

Hilfe kommt von einem Fahrer, der im selben Hotel wie das Yamaha Team untergebracht ist: Gary Hocking vom Team MV Augusta. Er nimmt die Yamaha Kollegen im Auto mit und zeigt ihnen die Ideallinien und die Stellen, an denen gebremst werden muss. MV Augusta ist in diesen Jahren unschlagbar. Gut möglich, dass es eine kleine Geste gegenüber einem Neueinsteiger ist. Vielleicht ist es nur kollegiale Hilfsbereitschaft. Auf jeden Fall bringt dieser Ausflug die Rettung für Yamaha. Dank der Tipps fährt Fumio Ito in der 250-cm³-Klasse auf Platz 6. Dass Yamaha auf Anhieb in die Punkteränge der TT fährt, ist ein kleiner, aber sicher gefasster erster Schritt der GP-Reise. Zugleich ist dieses großartige Ergebnis dem Zusammengehörigkeitsgefühl geschuldet, das Rennfahrer über Teamzugehörigkeit und Hersteller hinweg verbindet.

Yamaha geht in allen vier 1961 anvisierten Rennen an den Start: die Grand Prixs von Frankreich und Belgien, die Dutch TT und die Isle of Man TT. Bei dieser Tour lernt das Team nicht nur technisch, sondern auch kulturell eine Menge dazu. Hiroshi Hasegawa schildert viele Jahre später, wie es sich für ihn anfühlte: „Wir wurden zwar als ‚Werksteam‘ bezeichnet, aber letztendlich fuhren wir damals auf unvollendeten Motorrädern herum. Die Vibrationen waren so stark, dass ich dicke Schwielen an den Händen bekam. Manchmal legte ich die Füße während der Fahrt auf das Kurbelgehäuse.“ Teammanager Hitoshi Nagayasu wurde später Geschäftsführer von Yamaha Motor und blickt mit ähnlichen Gedanken zurück: „Die Fahrer, Ingenieure und Mechaniker hatten alle das Ziel, auf ihrem Gebiet die Besten der Welt zu sein. Darauf arbeiteten wir alle unermüdlich hin. So waren wir damals im Grand-Prix-Zirkus der 60er.“

Auch die Kultur ist damals eine andere. „Teilehersteller bedankten sich manchmal mit Geldscheinen dafür, wenn wir ihre Aufkleber an die Verkleidung machten! Das war für uns ein Schock“, erinnert sich der Rennfahrer Yoshikazu Sunako. „Wir dachten damals, dass es völlig normal sei, Aufkleber einfach so dranzumachen. Dafür Geld anzunehmen, war uns unangenehm. Durch solche Sachen lernten wir eine neue Kultur kennen.“ Das Yamaha Team erlebt aber auch erstmals, wie Fahrer, Teams und Sponsoren zusammenhalten, wenn sie zu den Rennen zusammentreffen. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist typisch für die GP-Kultur.

Erster GP-Sieg weist den Weg nach oben

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1963: Fumio Ito holt beim belgischen Grand Prix den ersten GP-Sieg für Yamaha

  • 1963: Fumio Ito schafft bei der Isle of Man TT Yamahas erste GP Podiumsplatzierung

  • 1963: Hiroshi Hasegawa auf der RD56

  • Belgischer Grand Prix 1963

  • Das Yamaha Werksteam der Grand-Prix-Saison 1963

  • Die Transporter des Yamaha Werksteams 1963

  • Die RD56, die von 1962 bis 1966 in Grand-Prix-Rennen fuhr

1962 setzt Yamaha aufgrund von Managementproblemen aus und nutzt das Jahr zur Entwicklung von Rennmaschinen. Ab 1963 ist man jedoch mit der RD56 zurück, einer luftgekühlten, zweizylindrigen Zweitaktmaschine mit 250 cm³ Hubraum. Yamaha nimmt wieder an vier Rennen teil. Eröffnet wird die Saison mit der Isle of Man TT. Dort springt gleich Platz 2 heraus, das gleiche Ergebnis übrigens wie danach bei der Dutch TT. Bei der nächsten Runde ist es so weit: Fumio Ito treibt beim belgischen Grand Prix die RD56 zu Yamahas erstem GP Rennsieg. Sein Teamkollege Yoshikazu Sunako sieht die Zielflagge als Zweiter und vollendet damit einen beeindruckenden Doppelsieg. Eine enorme Leistung, da dies erst die zweite WM-Saison ist.

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Phil Read, 1964 Weltmeister in der 250-cm³-Klasse, hier zu sehen auf seiner RD56. In diesem Jahr fährt Yamaha erstmals in Rot/Weiß.

  • Phil Read auf einer Zweitakt-Yamaha mit Vorsprung auf eine Viertakt-Honda. Aufnahme vom Grand Prix der DDR 1964 auf dem Sachsenring.

  • 1964: Phil Read feiert seine erste Weltmeisterschaft

1964 hält Phil Read die mit Viertaktmotor fahrenden Hondas auf Distanz. Zusätzlich zu seinem WM-Titel in der Viertelliterklasse sichert sich Yamaha auch noch die Konstrukteurswertung. Das Farbschema der RD56 in diesem Jahr besteht aus weißem Hintergrund, auf dem auf der Tankoberseite und seitlich an der Verkleidung rote Rennstreifen verlaufen. Parallelen zur japanischen Nationalflagge sind unverkennbar. Im selben Jahr finden in Tokio die Olympischen Spiele statt. Erstmals treffen sich die Athleten in einem asiatischen Land zu ihren Wettkämpfen. Farbfernseher sind damals noch eine Rarität, aber das Rot und Weiß, das durch die TV-Bildschirme strahlt, wird zum Symbol für Japans Wiederaufbau und Wirtschaftswunder.

  • Phil Read (hintere Reihe Mitte) gewinnt 1965 auf einer RD97 in der 125-cm³-Klasse Yamahas erste Isle of Man TT

  • 1966: Billy Ivy nach seinem Sieg in der 125-cm³-Wertung der Isle of Man TT

  • 1967: Billy Ivy nimmt bei der Isle of Man TT am 250er Rennen teil

  • Von 1965 bis 1967 gewinnt Yamaha dreimal hintereinander die 125-cm³-Klasse der Isle of Man TT. Auf der Aufnahme aus dem Jahr 1967 sind der Sieger Phil Read und der Drittplatzierte Akiyasu Motohashi (rechts) zu sehen.

  • 1968: Phil Read (Startnummer 117) und Bill Ivy (Startnummer 175) beim Grand Prix von Deutschland

Yamaha macht sich weiter einen Namen. 1965 sichert sich Yamaha in der 250-cm³-Klasse zum zweiten Mal hintereinander das Double aus Fahrertitel und Konstrukteurswertung. 1967 und 1968 gewinnt die Marke in der 125er Klasse die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft. Außerdem wird in dieser Klasse Seriensieg Nummer 4 (1965–1968) bei der Isle of Man TT eingefahren. In der WM-Saison 1964 zieht die 250-cm³-Klasse besonders viel Aufmerksamkeit auf sich. Im Technikduell zwischen den Zweitaktmaschinen Yamahas und den Viertaktern von Honda beeindruckt Yamaha anfangs mit stabil guten Platzierungen. Honda kontert im selben Jahr mit dem Sechszylinder-Viertaktmotor RC165. Diesem Beispiel folgen mit der Zeit andere Hersteller mit leistungsstärkeren Mehrzylindermaschinen.

1967 tritt Yamaha mit der RD05A an, einer vierzylindrigen 250-Kubik-Maschine mit je vier Ventilen. Leider beschließt der Motorsport-Weltverband FIM Ende des Jahres, dem Trend der japanischen Hersteller hin zu leistungsstärkeren Mehrzylindermaschinen etwas entgegenzusetzen. Dem neuen Reglement zufolge dürfen GP-Maschinen ab 1970 in der Achtelliterklasse nur noch 6-Gang-Getriebe und Einzylindermotor haben. In der Klasse bis 250 cm³ dürfen die Motoren fortan nur auf zwei Zylindern feuern. Als Reaktion darauf ziehen sich Honda und Suzuki aus der WM zurück. .

Yamaha entscheidet sich dagegen zum Verbleib und fährt 1968 weiter. Die britischen Fahrer Phil Read und Bill Ivy erobern auf der RD05A Platz 1 und 2 der 250-Kubik-Weltmeisterschaft, nachdem im Jahr zuvor der WM-Titel nur knapp verpasst worden war.

Ab dem ersten internationalen Rennen 1961 war das Ziel für Yamaha immer Platz 1. Dieser klar formulierte Anspruch führt nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf technischer Ebene zu mancher Weiterentwicklung und zu konkreten Beiträgen für den Gesamtkonzern. Yamaha als Hersteller zieht sich 1969 wegen der zuvor umrissenen Reglementänderungen als Hersteller aus der WM zurück. Bis dahin ist Yamaha schon eine feste Größe im Grand-Prix-Zirkus und beliefert weiterhin Privatteams mit wettbewerbsfähigen Serienmaschinen.